· 

Deswegen ist Türkisch Kochen so einfach

Ein Meer an Gewürzen, viel Feinarbeit und aufwändige Kocheinheiten – so oder so ähnlich ist die türkische Küche vielerorts bekannt. Gleichzeitig ist dies etwas, was wir nie verstanden haben. Denn türkisch Kochen ist super einfach, funktioniert mit wenigen Zutaten und läuft ziemlich grob ab. Und deswegen lieben wir türkisches Essen auch so. Denn es ist diese schroffe Mentalität hinter jedem Gericht, welche den Geschmack ausmacht.

 

Ganz logisch gedacht: Wie soll viel Feinarbeit und aufwändiges Kochen möglich sein, wenn drei Familien unangekündigter Besuch vor der Tür stehen? Aber ganz stimmt das natürlich nicht. Denn die türkische Küche hat hier ihre Tipps und Tricks parat.

 

Die türkische Küche verwendet wenige Gewürze

Unbeliebte Meinung, vielleicht auch unverstanden, aber das hat viel mit den falschen Annahmen rund um den türkischen Geschmack zu tun. Denn türkisches Essen ist doch einen Sprung vom orientalischen Essen entfernt. Letzteres, beispielsweise die syrische, libanesische oder auch nordafrikanische Küche, sind hier schon einiges bunter. Leider helfen deutschsprachige vermeintlich türkische Rezepte mit Zimt in Hauptspeisen und viel Honig und Rosenwasser in jedem Dessert nicht weiter.

 

Das heißt jedoch nicht, dass die türkische Küche unaromatisch ist – im Gegenteil. Nur mit Kardamom oder Nelken in deftigen Gerichten bist Du hier fehl am Platz. Denn ein türkisches Gericht ist mit folgenden Gewürzen ausreichend bedient:

türkische Gewürze
  • Pfeffer
  • Kreuzkümmel
  • Pul Biber (türkische Chiliflocken)

Manche Gerichte können noch um folgende Gewürze erweitert werden:

  • Paprika edelsüß
  • getrockneter Oregano
  • getrocknete Minze
  • selten Piment und Lorbeerblätter

Und hier hört der Spaß auf.

 

Anders sieht es wiederum mit der osmanischen Küche aus, welche weitaus mehr Gewürze kennt. Nur werden ihre Gerichte im durchschnittlichen türkischen Haushalt nicht wirklich zubereitet.

 

Das Herz türkischer Gerichte: Fett und Gemüse

Was wäre die türkische Küche nur ohne Paprika- und Tomatenmark oder Paprika-Tomaten-Mark? Und wie würde Gözleme ohne Butter schmecken? Wir wollen es uns nicht vorstellen.

 

Denn tatsächlich setzt fast jedes Gericht auf Tomaten-Paprika-Mark, welches auf den Dächern Anatoliens hergestellt wird. Die Petersilie mischt sich sowieso überall ein, Knoblauch und Zwiebel müssen sein und bei der Menge an Butter und Olivenöl gibt es keine Grenzen. Außer finanziell vielleicht, denn vielfältig Türkisch essen können sich viele Einwohner der Türkei gar nicht mehr leisten. Der restliche Geschmack am türkischen Teller stammt von regionalem Gemüse, Hülsenfrüchten und Fleisch.

 

Keine Zeit für Feingewürfeltes und Küchenwaagen

Die türkische Küche macht Spaß. Sie ist zwanglos, einfach und gemütlich. Schneidet die Kartoffeln in walnussgroße Stücke und schüttet das Wasser aus der Flasche über den Reis. Leert die Mehlpackungen aus und kippt den Kreuzkümmel aus den Einmachgläsern. Die Hauptzutat fehlt? Egal, schmeckt auch so.

 

Wer türkisch kocht, braucht keine Messer-Sets und Schneidebretter sind sowieso überbewertet. Du brauchst doch einmal feine Zwiebeln? Verwende die Küchenreibe. Wer Rezepte will, der bekommt Zutaten. Mengenangaben? "bisschen" und "viel". Wer es genauer will, bekommt Maßeinheiten in "Teeglas" und "Wasserglas".

 

Dieses entspannte Verhalten und die Grobheit in der Küche sind die Gründe, wieso türkische Gerichte aus den Händen alter Frauen, die gefrorenes Fleisch mit der Axt zerteilen, so schmecken. Und Butter natürlich.

türkische Hausmannskost Essen

Aber was ist mit Weinblattrollen, Börek und Baklava?

Es ist die türkische Mühelosigkeit in der Küche, welche die Gerichte so köstlich werden lässt – Du kannst beinahe nichts falsch machen. Aufwändige Gerichte gibt es trotzdem. Denn 300 sarma (Weinblattrollen) füllen sich nicht von alleine und ein börek mit zehn Schichten macht man einfach nicht mit gekauftem yufka (Teigblättern). 

 

Doch auch hier schlagen sich Zwanglosigkeit und Ruhe nieder. Denn gerollt wird mit Familie und Bekannten bei Vogelzwitschern im Garten oder am Boden auf der Terrasse. Der Besuch bleibt zwei Tage? Ideal, um zu dritt 25 Kilogramm Mehl zu Teig zu verarbeiten. Und das ist der Trick.

 

Tipps und Tricks für die aufwändige türkische Küche

  • Tipp 1: Gemeinsam ist alles leichter – auch beim Kochen.. Man nutzt also die Zeit mit der Familie und dem Besuch für aufwändige Zubereitungen, wie mantı und yufka.
  • Tipp 2: Aufwändiges wird haltbar gemacht. Lavaş (dünnes Brot) bleibt getrocknet wochenlang unter einem Tuch gut. Gefüllte Weinblätter landen kiloweise im Tiefkühler.
  • Tipp 3: Das Ziel von türkischen Gerichten ist es, mit wenigen Zutaten und großen Mengen vielköpfige Personengruppen über Tage zu ernähren. Du kochst also einmal und isst ewig.
  • Tipp 4: Manche Gerichte macht man nur an besonderen Tagen. Kein üblicher Besuch erwartet sich Baklava und kein türkischer Haushalt backt dieses "einfach mal so" als Nachtisch.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0