Sütlü Biber: Spitzpaprika in Milch

Licht, Licht, Licht! Zugegeben ist dies kein typisches Foto für einen Foodblog, aber wir sind umgezogen und es gibt endlich…Licht! Nach zwei Jahren in einer engen Seitengasse im ersten Stock sind wir in einem Hochhaus gelandet. Das war unser erster Umzug in der Türkei und es hat Überwindung gebraucht, aber war aus vielen Gründen notwendig. Die Gründe waren allerdings weniger auf die Wohnung, sondern mehr auf die Umgebung bezogen. Dafür wohnen wir jetzt in einer besseren Gegend mit mehr Licht als Draufgabe, Da darf man das heutige Rezept auch mal mit hübschem Vorhangschatten überm Teppich präsentieren.

Dieses Mal zeigen wir Dir ein etwas außergewöhnlicheres Rezept; Sütlü Biber (Paprika mit Milch). Uns ist das Rezept online schon paar mal aufgefallen und es klang einfach lecker. Dabei handelt es sich allerdings um ein Rezept, welches in eine Kategorie mit dem ursprünglich tscherkessischen Gilnis gereiht werden kann. Denn so türkisch ist Paprika in Milch gar nicht. Storytime.

Uns ist es auf unsrem Blog wichtig, auch mehr Infos zu Kultur, Küche und Geschichte mitzugeben. So erzählen wir Dir gerne von den Geschichten zu Gerichten, wie Imam Bayildi oder Ezogelin Suppe. Bei dem Spitzpaprika Rezept heute geht es mehr um die verschiedenen kulturellen Einflüsse in der Türkei.

Immerhin erstreckte sich das Osmanische Reich über die heutigen türkischen Grenzen hinaus unter anderem über den Balkan. Zum Ende der osmanischen Ära hin mussten viele Gruppen vom Balkan in die heutige Türkei auswandern. Diese Gruppen nennt man "Muhacir" oder "Macir".

Der Begriff "Muhacir" stammt eigentlich aus dem Arabischen, bedeutet Auswanderer und wird speziell für die Auswanderer von Mekka nach Medina in den jüngsten Jahren des Islams bezeichnet. In der Türkei ist der Muhacir oder Macir allerdings jemand, dessen Vorfahren eben bis in die 1930er Jahre aus Bulgarien, Griechenland, Albanien und anderen Ländern des Balkans kamen. Und mit Menschen kommt ja bekanntlich auch Kultur mit. Am ehesten findest Du die mitgebrachte Balkan-Esskultur in der Türkei aber in den geografisch nahen Provinzen. Dazu gehört an allererster Stelle Trakya sowie im Weiteren die Marmararegion.

Schlussfolgernd gibt es einige typischen Rezepte aus der Balkan-Küche, die es in die türkische Küche geschafft haben. Dazu gehört ebenso dieses Spitzpaprika Rezept mit Milch. Denn am Balkan wird grundsätzlich sehr gerne viel mit Milchprodukten, wie Milch, Sahne, Kaymak, Butter und Schmand gekocht. Dieses Spitzpaprika Rezept hat in den türkischen Küchen allerdings ein wenig Veränderung erlebt. Während die originale Variante gegrillte Paprika in Kaymak (ein Rahmprodukt) und/oder Schmand kocht, wird Sütlü Biber hier in einer Art Béchamelsoße zubereitet.

Ein Spitzpaprika Rezept der anderen Art

Spitzpaprika Rezepte gibt es in der türkischen Küche wie Sand am Meer oder Bäckereien in Istanbul. Dieses hier ist jedoch anders. Für Sütlü Biber werden die grünen Spitzpaprika in der Pfanne gebraten (Du kannst auch gegrillte Paprika verwenden) und dann de facto in einer Bechamelsauce gekocht. Denn zu den Paprika kommen Butter, in welcher Du Mehl anschwitzt. Am Ende noch etwas Milch und schon sind die Sütlü Biber fast fertig. Im Originalen kommt jetzt noch ein typischer Weißkäse auf die Paprika in Milch, während in türkischen Rezepten eher Kaschkawalkäse (quasi geriebener Gouda) geschmolzen wird. Wir haben typischen Weißkäse genommen und fanden das Ergebnis lecker. Zusätzlich kannst Du noch eine Paprikabutter über die Sütlü Biber tröpfeln. 

Unser Spitzpaprika Rezept soll ursprünglich einfach als Beilage serviert und wie Salat oder Mezze zu verschiedenen Hauptspeisen genossen werden. Wir fanden die Sütlü Biber allerdings ideal zum Frühstück. 

Und geschmacklich? Persönlich fanden wir das Spitzpaprika Rezept sehr lecker. Wenn Du ein Fan von Paprika und Milch beziehungsweise Bechamelsauce bist, wirst Du genauso auf Deine Kosten kommen. Ob wir die Sütlü Biber allerdings zu unseren Standardgerichten aufnehmen würden, ist dahingestellt. Wer jedoch gerne neue Rezepte probiert, der darf sich ruhig an dieses schlichte Rezept mit Geschichte wagen. Afiyet olsun!